Karpatenluchse in Hütscheroda - Partner des Artenschutzprojektes halten Vor- und Rückschau
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„Wer Karpatenluchse in Thüringen in naturnaher Umgebung beobachten möchte, ist bei uns im Wildkatzendorf Hütscheroda genau richtig“, erläutert Dr. Katrin Vogel, Geschäftsführerin der Wildtierland Hainich gGmbH.
„Bei den Schaufütterungen in unserem großen Schaugehege zeigen sich Luchskatze Kaja und Kater Looki auf jeden Fall. Es sind die Eltern von Frieda, die jetzt mit den drei anderen ausgewilderten Luchsen durch den Thüringer Wald streift. In einem weiteren Gehege, welches nicht für die Gäste zugänglich ist, wird aktuell ein Bruder von Frieda auf seine Auswilderung in Österreich vorbereitet“, so Vogel weiter. Zudem läuft im Kino in der Wildkatzenscheune der gut zehnminütige Film vom Sommer 2024, der die Meilensteine des Auswilderungsprojektes dokumentiert.
Mit Zuversicht blicken die Akteure des Artenschutzprojektes „Luchs Thüringen – Europas Luchs vernetzen“ auf das kommende Jahr. Bereits 2024 gelang die Auswilderung von vier Luchsen – zwei Weibchen und zwei Männchen – im Thüringer Wald. 2025 sollen dort zwei bis vier weitere Luchse folgen. Daten der Halsbandsender der Luchse liefern erste Ergebnisse und zeigen vielversprechende Entwicklungen.
„Mit unserem gemeinsamen Projekt wollen wir eine stabile Luchspopulation im Thüringer Wald erreichen – so schließen wir eine Lücke zwischen bisher isolierten Populationen im (Süd-)harz und Bayrischem Wald“, so Umweltminister Kummer. Das Projekt ist ein Zusammenschluss verschiedener Akteure aus Naturschutz, Forst, Jagd und Wissenschaft und wird vom Umweltministerium im Rahmen des Programms "Förderung von Vorhaben zur Entwicklung von Natur und Landschaft" (ENL) gefördert. Bis 2027 sollen bis zu fünf Luchse pro Jahr im Thüringer Wald ausgewildert werden.
Den Anfang machten im Mai 2024 die Luchsin Frieda und der Kuder Viorel. Frieda ist im BUND-Wildkatzendorf Hütscheroda geboren und aufgewachsen und somit eine waschechte Thüringerin. Viorel ist ein Wildfang aus den rumänischen Karpaten. Im August 2024 folgten Luchsin Vreni aus der Schweiz und der junge Kuder Kilian aus dem Tiergarten Nürnberg. Alle Luchse sind mit GPS-Halsbandsendern ausgestattet, die dem Projektteam in regelmäßigen Abständen den Aufenthaltsort der Tiere übermitteln. Die Daten der Sender lassen außerdem Rückschlüsse auf die Habitatnutzung der Luchse und deren Jagdverhalten zu. „Die Daten legen nahe, dass Frieda und Viorel inzwischen feste Streifgebiete im Thüringer Wald etabliert haben“, erklärt der Naturschutzbiologie Dr. Markus Port, der das Projekt seitens des BUND Thüringen koordiniert. „Frieda nutzt ein etwa 150 km² großes Gebiet rings um Tambach-Dietharz, Viorel ein ähnlich großes Streifgebiet bei Masserberg. Vreni und Kilian halten sich momentan zwischen Ilmenau, Suhl und Schleusingen auf.“
Die Daten der Halsbandsender belegen außerdem, dass alle Luchse regelmäßig Beute machen. „Die Untersuchung der Risse im Feld liefern uns spannende Einblicke in das Leben der Luchse in der Wildnis. Besonders erfreulich ist, dass die drei Gehege-Nachzuchten ihrem wilden „Vetter“ Viorel im Jagderfolg in nichts nachstehen“, freut sich Dr. Tiemo Kahl vom Biosphärenreservat Thüringer Wald. Unterstützung erhalten Port und Kahl durch ThüringenForst Förster Ronny Eckhardt, der die Luchse im Auswilderungsgehege im Thüringer Wald betreute. „Nach intensiver Betreuung der Tiere im Vorfeld der Auswilderung, ist es eine große Freude mitzuverfolgen, wie die Luchse den Thüringer Wald immer mehr zu ihrer Heimat machen“, so Eckhardt. „Die Luchse sind nicht nur Botschafter für den Naturschutz, sondern auch ein wichtiger Bestandteil des Waldökosystems.“
Ein Teil der Luchse für 2025 soll aus dem Erhaltungszuchtprogramm für den Karpatenluchs der European Association of Zoos and Aquaria (EAZA) stammen, der andere Teil aus den rumänischen Karpaten. „Da bei der Auswahl von Gehegetieren sehr strenge Kriterien angelegt werden, sind wir auch weiterhin auf Wildfänge aus Rumänien angewiesen“, erklärt Dr. Max Boxleitner, Projektleiter beim WWF Deutschland. „Dabei achten wir sehr genau darauf, dass nur dort Luchse gefangen werden, wo ihr Bestand ausreichend groß und stabil ist. Um dies zu gewährleisten, unterstützen wir unsere rumänischen Partnerorganisationen beim Luchs-Monitoring in Rumänien.“