20 Jahre Rettungsnetz Wildkatze
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Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland feiert 20 Jahre Naturschutzprojekt „Rettungsnetz Wildkatze“. Die Rückkehr der Wildkatze belegt eindrucksvoll, dass sich langjährige und länderübergreifende Naturschutzarbeit auszahlt, erklärte der Verband anlässlich des Jubiläums.
Jens Klocksin, BUND-Schatzmeister: „Zwanzig Jahre nach der Gründung des Rettungsnetzes für die Wildkatze verzeichnet der BUND beeindruckende Erfolge: Mittlerweile ist er in elf Bundesländern aktiv für die Wildkatze. Er schaffte 33 grüne Korridore, pflanzte über 100.000 heimische Bäume und Sträucher und aktivierte über 2600 Freiwillige. Diese beteiligten sich im ganzen Land an Pflanzaktionen sowie bei der Bestandserfassung der Art. Insgesamt reichte der BUND über 7000 Genproben ein und wies über 2000 verschiedene Wildkatzen nach. Wir verdanken diese Erfolge vielen Menschen, die über zwei Jahrzehnte lang mit den unterschiedlichsten Akteuren zusammengearbeitet haben.“
Im Jahr 2004 war wenig über die Europäische Wildkatze und ihre Lebensräume bekannt. Zu wenig Menschen wussten überhaupt von der Art. So gründeten der BUND Naturschutz in Bayern sowie die BUND-Landesverbände Hessen und Thüringen gemeinsam das „Rettungsnetz Wildkatze“. Das Ziel war damals wie heute, die bedrohte Europäische Wildkatze zu schützen und ihren Lebensraum in Deutschland zu erhalten und zu vernetzen. Der BUND wählte die heimische Waldkatze, um den Biotopverbund voranzubringen. Die Wildkatze steht symbolisch für den Erhalt unserer Wälder und ihrer Biodiversität. Indem wir sie schützen, fördern wir gleichzeitig viele andere Arten und die Gesundheit unserer Ökosysteme.
Thomas Mölich, BUND-Wildkatzenkoordinator, erklärt die vier Naturschutz-Instrumente des Rettungsnetzes für die Wildkatze: „2004 führten wir großflächig eine Methode in die Praxis ein, um Wildkatzenbestände zu erfassen. So ist heute eine deutschlandweite Erfassung der Art und ihrer Ausbreitung möglich. Daran schließt sich die Entwicklung des 2007 vorgestellten ‚Wildkatzenwegeplans‘ an. Sie ist bis heute eine wichtige Grundlage für die Vernetzung von Wildkatzenwäldern. Um Menschen von unseren Naturschutzmaßnahmen zu überzeugen, bedarf es einer intensiven Kommunikation. Ein Meilenstein war die Eröffnung des Wildkatzendorfs in Hütscheroda. Hier können Menschen die Wildkatze in ihrer natürlichen Umgebung erleben. Das Herzstück des Projektes ist die Schaffung grüner Korridore. Diese Waldstreifen verbinden die isolierten Lebensräume der Wildkatze miteinander und ermöglichen ihr sowie anderen Tierarten die zum Überleben wichtigen Wanderungen. Aktuell liegt unser Schwerpunkt in der Wiederherstellung artenreicher Waldsäume.“
So geht es weiter im Rettungsnetz für die Wildkatze
Der Einsatz für die Art lohnt sich. In den letzten Jahren häuften sich neue Nachweise der bedrohten Art. Die gute Zusammenarbeit der BUND-Landesverbände und des Bundesverbandes sowie die enge Kooperation mit zahlreichen Akteuren trägt Früchte. Doch Naturschutz ist eine langfristige Aufgabe. Mit dem Projekt „Wildkatzenwälder von morgen“, gefördert im Bundesprogramm Biologische Vielfalt, ist der BUND auch künftig in der Vernetzung von Wildkatzenlebensräumen aktiv.
Klocksin: „Es gilt viele Menschen, Behörden, Flächenbesitzende und weitere Interessengruppen einzubeziehen und zu überzeugen. Das scheint uns mit der Wildkatze gut zu gelingen. Wir blicken optimistisch in die Zukunft. Gemeinsam mit Menschen vor Ort sorgen wir weiterhin dafür, dass sich die Wildkatze in ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet wieder ausbreiten kann.“
Bei der Feier in Thüringen sprachen auch BUND-Landesgeschäftsführer Sebastian König, Thüringens Umweltminister Bernhard Stengele, Volker Wachendörfer von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt und Hubert Weiger, BUND-Ehrenvorsitzender.
Hintergrund
Im Rettungsnetz für die Wildkatze engagieren sich elf BUND-Landesverbände sowie der Bundesverband und die BUNDjugend für den Schutz der Europäischen Wildkatze und ihrer Lebensräume. Damit decken sie das gesamte Verbreitungsgebiet der Art in Deutschland ab.
Die Europäische Wildkatze (Felis silvestris) lebt zurückgezogen in strukturreichen Laub- und Laubmischwäldern. Ursprünglich in ganz Deutschland heimisch, leben heute etwa 6000 bis 8000 Tiere überwiegend in Mittel- und Süddeutschland. Die Wildkatze benötigt große, zusammenhängende und strukturreiche Wälder. Sie steht dabei stellvertretend für viele andere Waldbewohner. Dort, wo sich die Wildkatze wohlfühlt, sind die Bedingungen für viele Arten wie Luchs, Bechsteinfledermaus oder Mittelspecht optimal.
Das Lockstock-Monitoring ist eine wissenschaftliche Methode, mit der Vorkommen von Wildkatzen untersucht werden, ohne die Art zu stören. Hierbei werden mit Baldrian präparierte Holzstäbe, sogenannte Lockstöcke, in den Wäldern aufgestellt. Die Wildkatzen reiben sich daran und hinterlassen Haare, die genetisch analysiert werden.